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eine mutter hat aus dem weinen ihres kindes gelernt herauszuhören, ob es in nassen windeln liegt oder ob es hunger hat. sein weinen hat differenzierten laut, und ist trotzdem noch keine sprache. unser ungarischer freund, der schon lange mit seiner familie in der schweiz lebt und geläufig, wenn auch nicht akzentfrei deutsch spricht, hat mir erzählt, wie er mit seiner familie in zürich spaziert sei und wie plötzlich seine halbwüchsige tochter von einem jugendlichen unflätig angesprochen oder gar angefasst worden sei. ganz instinktiv habe er ihn ungarisch - und nicht deutsch - angefahren und zurechtgewiesen, und das mit erfolg. sein deutsch hätte kaum die rechte wirkung gehabt. ein schönes beispiel nonverbaler kommunikation. zwar werden wörter ausgesprochen, mit grammatisch korrekter struktur, aber sie bleiben unverständlich für den zuhörer. sie sind nichts als tonträger jener wesentlichen botschaft, die außerhalb der wortebene liegt.

vermutlich ein großteil unserer alltäglichen kommunikation passiert auf diese weise. wir sagen wörter und sätze - das eigentliche übermittelt der ton. c'est le ton qui fait la musique.